Gästebuch

 
 
 
 
 
 
 
61 Einträge
schrieb am 4. August 2015 um 9:47
[kein Betreff]Pilgern, zumal auf dem Jakobsweg, vereint auf wunderbare Art und Weise das vielgepriesene „Der Weg ist das Ziel“ mit dem, worauf es doch bei jedem Weg und bei jeder Reise letztlich ankommt, dem Erreichen des Ziels. Wer sich auf den Pilgerweg begibt, schätzt das Unterwegssein und weiß doch auch ganz genau, was physisch wie psychisch hinter ihm liegt, wenn das Ziel erreicht wurde. Ein Pilger erreicht das Ziel seiner Pilgerreise stets als ein anderer, ja nahezu verwandelter Mensch. Diese segensreiche Erfahrung kann auch auf dem Jakobsweg in Sachsen-Anhalt seinen Anfang nehmen. Ich danke allen Engagierten der St. Jakobus Gesellschaft Sachsen-Anhalt dafür, dass sie Wegstrecken kennzeichnen, Türen öffnen und mit Rat und Tat denjenigen zur Seite stehen, die einen Teil oder den ganzen Jakobsweg auf sich nehmen. Allen Pilgerinnen und Pilgern wünsche ich die nötige Ausdauer, Kraft und Zuversicht und natürlich Gottes Segen auf allen Wegen. Herzlichst Ihr Dr. Reiner Haseloff MdL Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt
Administrator-Antwort:
0
schrieb am 3. Mai 2015 um 16:48
Pilgern ab 60 (10)31. März 2015, 08:30Uhr, Leon. Es war schon ein bewegender Moment. Die letzte Etappe auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela begann. Am Horizont grüßten die schneebedeckten Berge der Cordillera Cantábriea. Wir hatten 20°C bei Sonnenschein. Die Entscheidung, hinter Virgen del Camino für die etwas weitere, aber schönere Wegalternative über Hospital de Órbigo viel uns nicht schwer. Gleich am ersten Tag gab es nette Gespräche mit anderen Pilgern. Besonders bei nordamerikanischen Pilgern ist die Muschel an Renates Halskette wieder aufgefallen. Die hatte sie ja vom Strand in Israel mitgebracht. Wir sollten die Pilger alle am Nachmittag in der Herberge von Tío Pepe wieder treffen. Die Wegalternative wäre übrigens 25,3 km entlang der Nationalstraße 120 gewesen. Da war unser Weg schon schöner, wenn auch nicht aufregend. Die Albergue Verde schon, wo wir am zweiten Tag übernachtet haben. Vorher aber kommt im Ort Hospital de Órbigo diese wunderschöne, lange, alte Römerbrücke über den Fluss Órbigo. In der Albergue gab es ein Wiedersehen mit einigen Pilgern von gestern. Gegessen wurde vegetarisch, aber mit life-Gesang zur Gitarre. Dank eines Pilgers standen neben der Flasche Wasser auch zwei mit Wein. Wer wollte, konnte vor dem Abendessen an einer Stunde Yoga mit dem Herbergsvater teilnehmen. Nach Murias de Rechivaldo geht der Weg bergauf und bergab. Es war schon etwas Training für das, was da noch kommen sollte. Kurz vor Astorga kommt dann das mächtige Wegkreuz von Santo Toribio. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick auf die Berge im Hintergrund und auf Astorga unten mit der schönen Kathedrale. Die haben wir uns natürlich angesehen, sind dann aber noch etwas weiter gelaufen, bis nach Murias de Rechivaldo. Das Wetter wurde immer wärmer. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, den kleinen Umweg über Castrillo de los Polvozares zu laufen. Vor ein paar Jahren restauriert, die Gebäude, die Straßen, alles aus rotem Naturstein, hat es von uns den Namen „Das Rote Dorf“ bekommen. Wieder auf dem Jakobsweg haben uns langsam Cemalah und Viera aus Hawaii überholt. Cemalah mit Sonnenschirm, eben eine Frau aus Hawaii und Viera mit unterknie langem dunklen Rock, schwarzen Strümpfen und den derben Wanderschuhen, eher nordamerikanisch aussehend, gaben sie beide ein süßes Bild ab. Wir hatten ein nettes Gespräch. Die Gegend hier ist die Maragatería, unfruchtbar, eher ärmlich. Für den Pilger ist sie landschaftlich aber angenehm, sie ist wellig und oft kommt Wald dazu. Rabanal del Camino war heute unser Ziel. Wieder solch ein uriger Ort. Das alte Kirchlein und das Benediktinerkloster, in dem man auch übernachten kann, runden das Bild ab.Der Tag nach El Acebo versprach besonders zu werden. Zum einen hatten wir mit 1.517m den höchsten Punkt auf dem Weg für uns persönlich erreicht. War aber nicht so schwer zu laufen. Dann kam bald der Ruinen-Ort Foncebadón. Wir waren vor 8 Jahren auf einer Reise durch Spanien schon einmal hier. Damals gab es kaum Leben hier, fast alles war zerfallen. Heute gibt es wieder einige neue Häuser. Ein paar Kilometer weiter kam dann ein Platz, den wahrscheinlich alle kennen, die schon mal was vom Jakobsweg gehört haben - das Cruz de Ferro. Über dem gewaltigen Steinhaufen erhebt sich an einem Stamm das Eisenkreuz. Viele Pilger, wir auch, legten hier einen von zu Hause mitgebrachten Stein ab, mit dem sie ihre Sorgen hier lassen wollen. Noch ein paar km weiter kommt an der Straße die einfache Hütte mit dem auffälligen Drumherum. Tomás und seine Freunde hatten sich vor einiger Zeit hier niedergelassen. Hape Kerkeling´s Begeisterung in seinem Buch zu diesem Ort und seinen Bewohnern hatte sich in Grenzen gehalten. Dann war bald El Acebo erreicht. Der Weg heute nach Ponferrada hatte es in sich. Man muss ja von den 1.517m wieder runterkommen. Es geht also fast immer bergab. Die Zehenspitzen stoßen vorn gegen den Schuh. Der Weg war über lange Strecken sehr steinig, teilweise felsig, wobei die Landschaft sehr schön ist. Wir hatten uns für diesen Tag nur 16km vorgenommen und waren froh, als wir in Ponferrada angekommen waren. Als „Pflichtprogramm“ stand jetzt nur noch der Besuch der Templerburg an (hat sich gelohnt). Das Pilgermenü haben wir, immer noch bei Sonnenschein, auf einem größeren Platz im Zentrum genommen, wo gefühlt halb Ponferrada und -zig Pilger versammelt waren. Weiter bei Sonnenschein und wenig auf und ab durften es nach Villafranca de Bierzo auch mal knapp 25km sein. Es war wohl in Cacabelos, auf einmal waren wir mitten in einer großen Osterprozession. Angeführt von vielleicht 20, mit langen weißen Umhängen gekleideten Frauen folgte dann die getragene Statue der heiligen Maria. Die vielleicht ebenfalls 20 Männer, die sie trugen, gingen in langsamen, zur Seite schwankenden Schritten zu der lauten aber getragenen Musik der Kapelle. Danach kamen mehrere hundert Einwohner nicht nur aus diesem Ort. Für uns war es eine neue Erfahrung, es war schon beeindruckend anzusehen. Am späten Nachmittag war Villafranca de Bierzo erreicht. Am nächsten Tag hatten wir den Weg an der Straße gewählt. Es war nervig, wie Hape schrieb, aber zügig. Der Jakobsweg neben der Straße ist durch eine 80cm hohe Betonabgrenzung gesichert, schöner macht es ihn nicht. Fast die gesamte Tagesetappe ging über Straßen. Ruitelán, unser Tagesziel, liegt in einem Tal. Bei einem Spaziergang vor dem Abendessen hatten wir ein besonderes Erlebnis. Von der gegenüberliegenden Hangseite ertönte langgezogenes Wolfsgeheul. Ein zweiter fiel ein. Tagsüber werden sie hoffentlich schlafen! Die Herbergsväter, zwei Buddhisten darauf angesprochen, lächelten vielsagend. Wir bleiben dabei, es waren Wölfe! Auch weil wir gerade nach unserer Rückkehr im TV Wölfe gesehen und gehört haben. Heute sollte lt. Hape das härteste Stück des gesamten Jakobsweges kommen (mal abgesehen vom Napoleon Weg über die Pyrenäen). Er hatte sogar seinen Rucksack mit dem Auto fahren lassen. Wir nicht! Und es wurde ein hartes Stück Weg. Immer wieder starke Anstiege bei schlechtem Wegezustand. Als wir endlich auf ca. 1.300m in O Cebreiro angekommen waren, haben wir uns gegenseitig auf die Schultern geklopft. In diesem urwüchsigen kleinen Ort steht die schöne kleine Iglesia Santa Maria aus vorromanischer Zeit. Leise Musik war drinnen zu hören. Nach der Eunate bei Puente la Reina die zweite sehr bemerkenswerte Kirche unter den „Kleinen“. Jetzt waren wir in Galicien und es waren nur noch 3,5km bis zu unserer Albergue auf dem Alto do Poie. Galicien ist viel grüner als das Gebiet vorher. Es regnet dafür auch öfters. Petrus aber hatte es bisher gut mit uns gemeint, es blieb weiter trocken. Meist auf Schotterpisten ging es heute 700m Höhenmeter bergab. Da merkt man, dass die Knie nicht mehr die neuesten sind. In Tricastela angekommen, war erst einmal ausruhen angesagt. In dieser Nacht hatten wir den ersten Regen. Nach 8:00Uhr morgens blieb es trocken. Was wollten wir mehr. Nach einer Stunde trafen wir Igor aus Belorussland, wie er selbst sagte, also Weißrussland, wie wir sagen. Ein kräftiger, netter Mann um die 60 Jahre, der den Jakobsweg in Pamplona begonnen hatte. Schade, dass wir uns nicht verständigen konnten. So haben wir wenigstens gegenseitig die Fotos von uns. Sarria war am frühen Nachmittag erreicht. Die hohe alte Treppe im Stadtkern ist bemerkenswert. In Sarria beginnt ein Viertel aller Pilger den Jakobsweg, weil es etwa die Mindestentfernung von 100km ist, um die Compostela zu erhalten. Diesen Weg deshalb hier zu beginnen, da kann jeder darüber denken wie er will. Wir sind an diesem Tag noch 4km weiter bis Vilei gelaufen. Nach Portomarin ließ es sich gut laufen heute. Schöne Landschaften und kleine Orte wechselten sich ab. Oft war eine Bar am Weg. Viele „Sarria-Pilger“ waren unterwegs. Die neuen Schuhe lassen sie erkennen. Meist in Gruppen und rund die Hälfte nur mit Tagesrucksäcken ausgerüstet machen sie mehr den Eindruck von Spaziergängern. Schade, ein bisschen geht die Würde des Weges verloren. 24,4km sollten es nach Palas de Rei werden. Unterwegs haben wir den 3.000sten km seit Magdeburg für uns verbuchen können. Und dies wieder bei schönem Wetter und noch schönerer Landschaft. Der nächste Tag ging nach Castañeda. Immer häufiger kamen wir jetzt auf Waldwegen durch Eukalyptuswälder. Am Ende des kleinen Örtchens Leboreiro steht rechts eine kleine romanische Kirche. Alte Wandmalereien sind noch zu sehen. Aus dem Dorf hinaus führt ein mit alten Steinplatten belegter Weg, der auf beiden Seiten durch Steinwälle eingefasst ist. Am Ende eine schöne alte Brücke. Insgesamt ein Bild wie aus einem Bilderbuch. Durch die größere Stadt Melide sind wir nur durchgelaufen. Marine aus New York haben wir unterwegs und bei einer Rast zum wiederholten Mal getroffen. Eine junge Frau um die 40. Eigentlich wollten wir die restlichen 48km in zwei Tagen laufen. Dann wären wir am Donnerstag in Santiago angekommen. Gestern Abend sagte unser Herbergsvater, dass nur freitags zur Pilgermesse das Weihrauchfass, der Botafumeiro geschwenkt wird. Also haben wir drei Tagesetappen daraus gemacht. Am frühen Nachmittag waren wir in A Calceda. Der Weg nach Lavacolla war mit 20km eine ganz normale Strecke für uns. Landschaftlich war es wie die Tage zuvor. Da war er nun, der Tag an dem wir unser großes Ziel erreichen sollten, Santiago de Compostela. Petrus ließ es leicht regnen. Gegen 13:30Uhr waren die Türme der Kathedrale zu sehen. Ein paar Minuten später standen wir vor dem Westportal der Kathedrale. Auch wenn zuerst der Weg das Ziel war, dies war der Höhepunkt, seit dem wir vor 4 Jahren den Jakobsweg begonnen hatten. Bei Jakobus über dem Hochaltar bedankten wir uns für die stille Begleitung über die gesamte Zeit. Jetzt führte der Weg zum Pilgerbüro. Bei dem Stempel-Nachweis in den Credencials gab es keine Probleme für die Compostela und für die „Distanz-Urkunde“. Die Pilgermesse am nächsten Tag um 12:00Uhr war bewegend auch wenn wir sie nicht verstanden haben. Zu den angesprochenen Pilgern aus Alemania durften wir uns dazuzählen. Marine saß gleich hinter uns. Das Unwichtigste würde sicher zum Schluss kommen, das Weihrauchfass. Es kam nicht, es fiel aus. Wir fuhren anschließend nach Finisterre zur letzten symbolischen Handlung. Unterhalb des Leuchtturmes wurde die rote Mütze von Renate und von Jürgen ein Hemd, eine Hose und ein paar Socken verbrannt. Fazit: Es war eine Herausforderung und eine wunderbare Erfahrung. Durch Deutschland waren wir allein unterwegs. In Frankreich haben wir die ersten Pilger getroffen. In Spanien hat uns der Jakobsweg voll aufgenommen. Viele schöne Begegnungen auf dem Weg, in den Unterkünften und mit Pilgern aus aller Welt haben unser Leben bereichert. Oft hatten wir Gelegenheit über uns und vieles andere zu reden und nachzudenken. Diesen Weg zu gehen war mit Sicherheit eine der besten Entscheidungen, die wir seit langer Zeit getroffen hatten.
Administrator-Antwort:
0
schrieb am 27. März 2015 um 18:54
Pilgern ab 60 (9)Liebe Pilgergemeinde, morgen früh (am 28.03.), um 04:30 Uhr starten wir zur letzten Etappe auf unserem Jakobsweg von Magdeburg nach Santiago de Compostela. Am 31.03. werden wir dann in Leon die Rucksäcke aufsetzen und los geht es. Bitte drückt uns die Daumen, dass auch dieser Abschnitt wieder ein erfüllter Teil unserer langen Pilgertour wird. Zurück in Magdeburg melden wir uns wieder. Viele Grüße von Renate und Jürgen
Administrator-Antwort:
0
schrieb am 20. März 2015 um 17:25
Pilgern von Brandenburg an der Havel bis NaumburgDer St. Jakobus-Gesellschaft Sachsen-Anhalt sage ich vielen Dank für die Pflege des Pilgerweges, die Wegbeschreibung und die guten Segenswünsche für den Weg. Ich bin am 02.03.15 den Pilgerweg von Brandenburg bis Naumburg in 15 Etappen gelaufen. Der Weg - es war wirklich toll. Ich habe viele freundliche, hilfsbereite und rücksichtsvolle Menschen getroffen und konnte mich an der vielfältigen Landschaft von Sachsen-Anhalt erfreuen. Die erste Auftaktübernachtung im Kloster Jerichow war für mich ein toller Start. Was bleibt sind ganz viele neue Gedanken und Erkenntnisse und das 'nur durch Pilgern'.
Administrator-Antwort:
0
schrieb am 9. Februar 2015 um 16:57
TaufeZum 10järigen Taufjubiläum meinen herzlichen Glückwunsch.Dann kann es ja gut sein, dass ich einer der ersten Pilger war der vor zehn Jahren in Hettstedt einen der ersten Stempel in seinen Pilgerpaß geholt hat.Inzwischen sid es über 500 Stempel an denen ich nachvollziehen kann wohin mich meine Suche alles geführt hat.Die Suche nach ?? macht nicht müde, darum bin ich immer munter unterwegs zu dem der schon da ist, egal wohin aber immer mit, dem der von sich sagt 'Ich bin der Weg',Jesus Christus. Für die Zeit, Mühen und Gebete danke ich allen Organisatoren, Verantwortlichen und Pilgern herzlich und wünsche Gottes Schutz, Beistand und Segen. BUEN CAMINO
Administrator-Antwort:
0
Renate und Jürgen schrieb am 11. November 2014 um 10:07
Pilgern ab 60 (8)Die lange Sommerpause war vorbei. Am 28.09.2014 standen wir wieder auf dem Jakobsweg am Stadtrand von Pamplona. Vor uns Pilger, hinter uns Pilger. Man sah, wir waren jetzt auf dem Camino Francés. Heute wollten wir noch einen unserer Lieblingsorte erreichen, Puente la Reina mit seiner schönen, alten Brücke. Doch erst einmal kam ein Anstieg von über 300 Höhenmetern hoch auf den Puerto del Perdon. Oben auf dem Bergkamm steht eine lange Reihe von Windkraftanlagen. Gleich daneben eine Reihe schöner Pilgerskulpturen aus Stahlblech. Das war gut für´s Foto. Dahinter geht es brutal steil eine Geröllstrecke hinab. Es gab schon eine Reihe von Unfällen hier, gut das wir die Trekkingstöcke hatten. In Muruzábal haben wir doch den Umweg zur Iglesia de Santa Maria de Eunate, einer achteckigen Kapelle aus der Templerzeit gemacht. Sie war sogar geöffnet. Der Raum war erfüllt von leiser Musik, welche zusammen mit der wundervollen Ausstrahlung zu einer tiefen, inneren Ruhe führt. Einer Pilgerin liefen Tränen über die Wangen. Wir haben es uns auch nicht nehmen lassen, den Weg um die kleine Kirche, der mit flachen Flußsteinen hochkant befestigt ist, wie empfohlen einmal rings herum barfuß zu laufen. Das Gefühl unter den Füßen war schon irre, doch der Schmerz überdeckte andere Gefühle. Bald waren dann Obanos und Puente la Reina erreicht. Die Brücke sollten wir erst morgen sehen. Es ist die eine lange Straße mit ihren alten Gebäuden, die diesen Ort prägen. Am Ende kommt die berühmte Brücke. Ein netter, älterer Spanier ließ sich gerne in Nahaufnahme auf der Brücke fotografieren, es war ein schöner Tagesanfang. Insgesamt war diese Tour sehr von netten Bekanntschaften geprägt. Immer wieder wird man gefragt: Woher kommt ihr? Wo seit ihr gestartet? Bis wohin wollt ihr, usw. Am Nachmittag hatten wir Estella erreicht. Zum ersten Mal aßen wir am Abend das typische Pilgermenü. Man kann zwischen bis zu 5 Vorspeisen, bis zu 5 Hauptgerichten und einigen Nachspeisen wählen. Dazu gibt es Wasser, eine Flasche Wein zu zweit oder auch zu viert Am nächsten Morgen, eine halbe Stunde nach unserem Start, eine Pilgeransammlung an einer Gebäudewand. Richtig, das war die kostenlose Weinquelle an der Hauswand einer Weinkellerei. Es gab doch wirklich Pilger, die aus dem Hahn ihre Flaschen abfüllten. Wir nahmen den obligatorischen Schluck. Unterwegs fingen die Weinberge mit den reifen Trauben an. Da langt man natürlich hin. Bei schönem Wetter liefen wir durch eine tolle Landschaft bis Los Arcos. Danach kamen wir zum ersten Mal an einer Ansammlung von Steintürmchen vorbei, welche Pilger aus runden Feldsteinen übereinander geschichtet hatten. Es sollten in den nächsten Tagen noch mehr werden. Beim Abendessen hatten wir Matt und Marsha aus dem US-Staat Washington kennen gelernt. Matt, ein typischer USA-Amerikaner fragte gleich Jeden nach seinem Vornamen und nannte auch gleich seinen und seiner Frau Marsha. Er half uns ein paar Tage später bei einer Übernachtung, als er das letzte DZ nicht nahm und dafür eine Übernachtung mit zwei Schlafzimmern reservierte. Für Logrono hatten wir leider keine Zeit, für Maria kurz davor schon. Sie ist mit ihrem kleinen Tisch unter einem Feigenbaum am Weg schon fast eine Institution, weil man sich bei ihr den Tagesstempel holen kann. Etwa hier ist auch die Grenze zwischen Navarra und La Rioja. Bei Logrono gibt es die Burg von Clavijo. Der Legende nach war eine Schlacht gegen die Mauren schon fast verloren, als ein Ritter auf einem weißen Pferd eingriff und zum Sieg führte. Es soll der Apostel Santiago gewesen sein. Abends in Navaretta haben wir dann auch Matt und Marsha wiedergesehen. Dazu Jill, geboren in Kanada, ehemals Pilotin bei der KLM, lebt sie jetzt in Toulouse. Das Wetter am nächsten Tag war wieder schön. Um 22°C, trocken, also ideal zum Laufen. Der Weg war gut und wenig Auf und Ab. Bald hinter Navaretta liegt ein Friedhof dessen Eingangsportale vom ehemaligen Pilgerhospital San Juan de Acre stammen. Die Kapitelle an den Säulen geben Bilder aus dem Pilgerleben wieder. So werden einem Pilger die Haare gewaschen, andere speisen zusammen. Wir waren früh in Najera. Jetzt war Zeit, den Ort anzusehen. Auf der anderen Seite des Rio Najerilla lag die Altstadt mit dem Kloster. Das Kloster Santa María la Real, mitten in der Stadt, ist ein wuchtiges Gebäude, fast einer Burg gleich. Die Kirche innen ist übervoll mit Gold geschmückt. Das ist sicher Geschmacksache, zumal wenn man bedenkt, woher das Gold kam. Der Kreuzgang mit seinen filigranen Arbeiten ist sehr sehenswert. Am nächsten Tag auf dem Weg nach Santo Domingo de la Calzada wurde es richtig warm. Bei vollem Sonnenschein waren es gefühlt um die 30°C. Mit knapp 23 km und einigen heftigen An- und Abstiegen hatten wir deftiges Stück Weg zu bewältigen. Unterwegs sprachen uns Keith und Susan aus Neuseeland an. Beide ehemals Anwälte und jetzt in Pension. Wir sollten sie jeden Tag wiedersehen. Santo Domingo de la Calzada ist wieder ein solch besonders schöner Ort auf dem Jakobsweg. In der Kathedrale leben auch heute noch zwei weiße Hühner in einigen Metern Höhe hinter einem Gitter. Hierzu gibt es eine Sage über ein Wunder, aber dies würde zu viel Platz hier beanspruchen. Beim Abendessen hatten wir zufällig Keith und Susan wieder getroffen. Sie erzählten von Wellington, wo sie leben und von ihrem Hobby, alte Bucher zu restaurieren. Auf dem Weg nach Belorado kamen wir mit einem weiteren, sehr symphatischen Paar aus den USA, San Francisco Bay, ins Gespräch. Beide sahen wir jetzt jeden Tag bis Leon. Es waren Chisoon und Young, in Süd-Korea geboren und jetzt schon lange in den USA eingebürgert. Es muß in Viloria gewesen sein. Das Tor der einfachen Herberge stand offen. Der Raum war früher eine Scheune oder so etwas. Heute war links hinten eine Küchenecke und rechts hinten ein langer Tisch. Pilger saßen drum herum. Wir setzten uns mit dazu und bestellten etwas zu trinken und zu essen, alles auf Spendenbasis. Der Geck am Tisch war, aus einem gläsernen Weingefäß mit einer langen, schmalen Tülle Rotwein zu trinken. Dabei wurde die Tülle über den offenen Mund gehalten. Da ging auch schon mal was daneben. Später kamen auch Chisoon und Young herein, aber wir vier haben das lieber nicht probiert. Zum ersten Mal auf dieser Tour hatten wir für den nächsten Tag am Wunschort kein Zimmer bekommen. Also umplanen. Statt 20 km nur 13 km bis Villafranca Montes de Oca. Diese kurze Tour war eigentlich für das Tagesziel Burgos gedacht gewesen. Was soll´s. Ab jetzt haben wir jeden Tag ein bis zwei Tage vorher reservieren lassen. Aber zurück zum Anfang. Lausig kalt war es beim Losgehen. So um die 5°C. Wir waren ja auch auf über 950 m. Dazu scharfer Wind von Süd. Zum Glück konnten wir bei der Ankunft gleich unser Zimmer beziehen. In der Nacht hatte es geregnet. Alles war noch naß. Wie gestern, scharfer Wind von Süd. Doch es blieb trocken am Tag. Noch im Ort begann ein steiler Geröllanstieg. Es sollte noch bis auf 1150m gehen. Das war das zweite Mal auf dieser Tour, dass wir richtig geflucht haben. Nach 12 km war San Juan de Ortega erreicht, der Ort, indem wir eigentlich übernachten wollten. Ein kleiner Ort mit einer sehr schönen Kirche und Reste eines kleinen Klosters. Der Gründer, San Juan de Ortega, hatte sein Leben der Betreuung der Pilger verschrieben. Gleich neben dem Kloster eine kleine Bar. Die Frontseite lag im Windschatten und dazu in der Sonne, schöner konnte es nicht sein. Um 14:15 kamen wir an der rustikalen Übernachtung „El Palomar“ in Atapuerca an. Vor dem obligatorischen Pilgermenü kam der Gang durch den Ort bis zur Kirche auf einer kleinen Anhöhe. Von hier oben gab es einen wunderbaren Fernblick. Eine Französin in unserem Alter hatte sich zu uns gestellt. Sie schwärmte von einigen Jahren in Deutschland, wo sie in Kirchenkreisen gelebt hat. Besonders Weihnachtslieder hatten es ihr angetan. Langsam senkte sich die Abenddämmerung herab. Aus einer Eingebung heraus begann Renate ihr das Lied “Stille Nacht, Heilige Nacht“ vorzusingen. Ihr „danke“ kam aus tiefem Herzen. Bei Atapuerca wurden übrigens 800 000 Jahre alte menschliche Knochenreste gefunden. Sie gelten als die Ältesten in Europa. Bald hinter Atapuerca ging es recht beschwerlich bergauf. Dazu auch noch auf glattem Kalkboden. Wenn der jetzt naß gewesen wäre, na dannn Prost Mahlzeit. Die Geröllstrecke weiter bergauf war auch nicht von schlechten Eltern. Renate war „begeistert“, Jürgen auch. Das hier oben ist die Hochebene Matagrande. In der Ferne ist jetzt schon Burgos zu erahnen. Sie ist eine der großen Städte auf dem Camino Francés. Besonders die Kathedrale, auch Weltkulturerbe, ist der Hauptanziehungspunkt der Stadt. Also hin und den Stempel für die Credencials geholt. Burgos und die Kathedrale hatten wir uns schon bei unserem letzten Besuch außen und innen angesehen. Für jeden Neuen ist das natürlich ein Muß. In der Nacht und noch heute morgen hatte es geregnet. Aber trocken ging es dann los, wie schön. Nicht lange, dann regnete es wieder, bis Mittag. Heute hatten wir Young unterwegs öfter getroffen. Wir unterhielten uns viel über die Zeit in der DDR. Als gebürtiger Süd-Koreaner aus einem ebenfalls geteilten Land hatte er großes Interesse daran. Erstaunt war er, dass es in der DDR vergleichsweise besser zuging als in Nord-Korea. Nun erreichten wir die Meseta. Eine Hochfläche auf etwa 800 m, die sich bis fast nach Leon hinzieht. Sie ist keinesweg immer flach. Es gibt einige An- und Abstiege mit über 100 m Differenz. Bei Hornillos del Camino gibt es für die Übernachtung einen Geheimtip. El Mulino, also eine Mühle, aber außerhalb. Man wird nach Telefonanruf mit dem Auto abgeholt und am nächsten Tag auch wieder hergebracht. Elisabeth aus der Schweiz wartete an der Kirche ebenfalls auf die Abholung. Wir kamen ins Gespräch. Mal wieder Deutsch zu reden war entspannend. In der Mühle waren dann auch Jill, Chisoon, Young, Keith und Susan. Von ihnen erfuhren wir, dass Marsha ein Magen/Darm-Problem bekommen hatte und mit Matt einige Tage in Burgos bleiben musste. Am nächsten Tag waren wir richtig in der Meseta. Fast baumlos, hier hügelig und die Kornkammer der Gegend. Die Einen sagen, sie ist ein wenig langweilig, andere meinen, hier hat man viel Zeit zum Nachdenken. Eigentlich haben Beide recht. Man hat jedenfalls dazu immer wieder einen wunderschönen Weitblick über die Landschaft. Etwa in der Mitte der Tagestour liegt Hontanas. Ein kleines uriges Örtchen. In der Mitte die Kirche, daneben die Bar. Das Wetter war schön, draußen gab es genügend Stühle und Chisoon, Young und Jill waren auch schon da. Wir bestellten auch zu essen und zu trinken. Es wurde eine richtig schöne Rast. 6 km weiter kommt die sonderbare Ruine des Klosters San Antón. Die Straße führt direkt durch eine Bogenöffnnung der einstigen Nordhalle. Auch dieses Kloster hatte eine große Bedeutung für den Jakobsweg. Es wurde als Pilgerhospital des Sankt-Antonius-Orden gegründet und versorgte lange Zeit die Pilger mit Lebensmitteln. So sind heute noch zwei größerer Nischen in der Wand zu sehen, durch welche die Pilger ihr Essen bekamen. Jetzt jedenfalls gab es weder Bank noch Stuhl noch liegenden Baumstamm, wo der müde Körper sich mal ausruhen konnte. Weiter ging es also bis Castrojeriz, unserem Tagesziel. Leider waren wieder beide Kirchen im Ort geschlossen. Der Anstieg, der 2 km hinter Castrojeriz beginnt, sieht von weitem gewaltig aus. Auf 1,2 km Weg hat man vielleicht 140 m Höhe zu schaffen. Ruhig angegangen ist der breite Weg leichter zu bewältigen als so manch anderer. Ein paar hundert Meter auf dem flachen Tafelberg Alto de Mostelares gelaufen und es geht wieder hinunter. Laut einem Schild da oben mit 18% auf nur 350 m Weg, es mag etwas mehr gewesen sein. Unten am Fuß eine Gedenktafel für einen jungen Pilger. War er auf dem Mountainbike zu leichtsinnig unterwegs gewesen? Wir wissen es nicht. 10 km weiter, in Itero de la Vega, trafen wir Jill zur Mittagspause in einer Bar wieder. Ein Stück weiter, in Boadilla del Camino, in einer sehr schönen Pilgerherberge neben der Kirche und der wirklich sehenswerten Gerichtsäule waren es dann Chisoon und Young. Jetzt waren es noch 6 km, die vor uns lagen. Es ging ein längeres Stück an einem Kanal entlang. Dann waren die 26 km bis Formista geschafft. Die romanische Kirche aus dem 11. Jh. gleich neben unserer Unterkunft wollten wir uns unbedingt noch ansehen. Leider war auch sie geschlossen. Der Weg heute steckte uns doch ganz schön in den Knochen. So beschlossen wir, das Pilgermenü noch in Ruhe zu genießen und den Tag damit abzuschließen. In der Nacht hatte es geregnet. Regen war auch für den Tag angesagt. Also haben wir uns, wie die meisten Pilger, für den sichereren Weg an der Landstraße entschieden. Der sieht neu aus und hatte kaum Pfützen. Bis Villacázar de Sirga, etwa 5 km vor unserem Tagesziel, blieb es trocken. Hier steht auch eine gewaltige ehemalige Templerkirche, die geöffnet war. Die große, offene Vorhalle ist reich mit Verzierungen geschmückt. Die Kirche gehörte zu dem ehemaligen Kloster an dieser Stelle. Gleich daneben eine Einkehr, wo wir die Rucksäcke mal abnehmen und etwas essen konnten. Die Pause dauerte länger als geplant, denn bald fing es stramm an zu regnen. Sobald der Himmel aufriss, ging es weiter. Dann kam die nächste dunkle Wand am Himmel, wieder mit starkem Wind von links und die hat uns voll erwischt. Wir liefen mit Schirm. Über eine Stunde im Regen hat dann aber ab Unterkante Regenjacke alles nass bis auf die Haut gemacht. Das Wasser lief außen an der Hose und innen an den Beinen hinunter, in die Schuhe hinein und mit jedem Schritt an den vorderen Schnürsenkellöchern wieder mit einem Quietschen heraus. Regenhosen und wasserdichte Schuhe wären von Vorteil gewesen. Angekommen im Hostal in Carrion de los Condes hatten wir uns nach altbwährtem Hausrezept alte Zeitungen geben lassen, die warme Heizung tat ihr Übriges und am Abend war das Schlimmste überstanden. Die Meseta pur erwartete uns heute. Aus Carrion de los Condes heraus geht der Weg noch an dem großen Kloster San Zoilo vorbei. Dann erwarteten uns 18 km Weg ohne Orte und Einkehr. Anfangs auf einer schmalen Asphaltstraße, bis hinter einer Kreuzung die alte Römerstraße beginnt. Die Via Aquitana führt schnurgerade etwa 12 km geschottert über eine ebene Landschaft. Man läuft voll in der Sonne. Es gibt unterwegs zwei Rastplätze und sonst nichts. Wenn man Glück hat, ist auf der Hälfte des Weges eine mobile Versorgungsstelle aufgebaut. Heute war Calzadilla de la Cueza unser Tagesziel. Am nächsten Tag ging es nach Sahagún. Obwohl wir fast 24 km hinter uns hatten, war die Strecke leichter zu laufen. Es gab unterwegs einige Orte, in denen wir Rast machen konnten. Chisoon und Young trafen wir auch wieder. Jill läuft jetzt oft mit Agnes aus Kanada, die wir inzwischen ebenfalls näher kennen gelernt hatten. Die Landschaft ist abwechselungsreicher als gestern und gegen 16:00 Uhr waren wir in Sahagún im Hostal Viatoris. Dieser Ort war eigentlich unser Ziel in diesem Herbst. Nur, wir hatten noch 4 Tage übrig! Also beschlossen wir, noch die 60 km bis Leon zu laufen und dort den 4.Tag als Ruhetag einzulegen. Bevor wir aus Sahagún hinausgingen, haben wir uns noch ein wenig die alte Innenstadt angesehen. Sahagun war politisch und religiös in der Vergangenheit sehr bedeutend. Zum Beispiel war das Kloster Abadía de San Benito el Real de Sahagún das bedeutenste Benediktinerkloster Spaniens. Heute sind jedoch nur noch Reste davon erhalten. Oder die Iglesia de San Lorenzo, eine romanische Kirche im spanischen Mudéjar-Sti, also mit maurischen Einflüssen. Sie ist leider nur von Außen anzusehen. Aufgrund der Wettervorhersage hatten wir uns heute für den Hauptweg entschieden. Er geht meist neben einer kleinen, wenig befahrenen Landstraße entlang. Auch sind die Rastmöglichkeiten hier besser. Der feste Kiesweg ist gut zu laufen. Die schnurgerade Baumreihe wird oder wurde über -zig Kilometer künstlich bewässert. Mit uns hatten die meisten Pilger diesen Weg gewählt. Unterwegs haben wir Jill und Agnes wieder getroffen. Agnes war früher Lehrerin und kam extra aus dem mittleren Kanada um den Jakobsweg zu pilgern. Nach 18 km war dann El Burgo Ranero erreicht. Am nächsten Morgen ging es weiter auf dem Kiesweg an der geraden Baumreihe entlang. Der Tag heute hatte es so mit dem Wetter. Der leichte Regen kam fast waagerecht. Die Hosen war nach kurzer Zeit durch und irgendwann auch die Schuhe. Doch noch am Vormittag hörte es auf zu regnen. Der Wind blies wieder mit gefühlter Windstärke 8 bis 9. Das hatte zumindest den Vorteil, dass die Hosen nach einer Stunde komplett trocken waren, und die Schuhe nach 3 Stunden auch. Nach 12,5 km kam Reliegos, der einzige Ort auf dem Weg heute. Die Pause tat gut. Dann war bald Mansilla de los Mulos errreicht. Ein bedeutender, jetzt kleiner Ort mit 5 Kirchen und ehemals 3 Pilgerhospizen. In der Aubergueria del Camino waren auch Agnes, Chisoon und Young untergekommen. Am Morgen danach, nach dem Frühstück, gab es eine rührige Verabschiedung, Chisoon und Young beendeten am nächsten Tag in Leon ihren Jakobsweg. Sie waren den nachfolgenden Teil bis Santiago de Compostela schon im letzten Jahr gelaufen und fuhren ab Leon zurück in die USA. Unsere Übernachtungen in Leon lagen zu weit auseinander, als dass wir uns dort sehen würden. Chisoon nahm Renate in die Arme und schenkte ihr eine kleine Zierkalebasse, die sie in Santo Domingo de la Calzada für sich gekauft hatte. Renate wiederum wusste, dass Chisoon die Halsbänder mit den kleinen Muscheln, die Renate trug, so mochte. Renate nahm das Halsband mit einer Muschel aus Israel, welches sie gerade trug und legte es Chisoon um. Es war von allen Seiten eine herzliche Verabschiedung. Wir brachen dann zusammen mit Agnes auf, um aus dem Ort hinaus zu laufen. Obwohl sie schneller war als wir, wartete sie immer wieder auf uns. In Arcahueja hatten wir zu Mittag zusammen eine größere Rast. Dann war auch für uns die Zeit für den Abschied gekommen. Etwa hier haben wir auch die Meseta hinter uns gelassen und hatten jetzt noch den Weg nach Leon vor uns. Ein freier Tag für León lag vor uns. Wir konnten uns für die Höhepunkte dieser Stadt richtig Zeit nehmen. Die Altstadt ist etwas für Fußgänger. Entweder verkehrsberuhigt oder sogar ganz ohne Fahrzeuge. Überall noch die alten Gebäude. Dann kam der Platz mit der Kathedrale. Sofort waren die Bilder von unserem letzten Besuch hier wieder im Kopf. Nur hatten wir damals keine Zeit hinein zu gehen. Dafür war jetzt genug Zeit und die hat sich gelohnt. Reine Gotik im schlichten Stil und ohne das überbordene Gold anderer großer Kirchen. Das tat gut. Auch heute noch ist sie für uns die schönste Kathedrale Spaniens. Man könnte noch viele Bauwerke erwähnen. Neben der Kathedrale war für uns aber die Real Basilica de San Isidoro mit dem angrenzenden Panteón Real das zweitwichtigste Bauwerk Leóns. Insbesondere das Letzte besticht mit noch originaler und kraftvoller Deckenmalerei aus dem 12. Jh. Dazu kommen eine gößere Anzahl von bedeutenden Reliquien des Heiligen Isidor, die hier zu sehen sind. Inzwischen war es fast Abend geworden. Die Füße waren müde, der Magen fragte nach dem Pilgermenü und anschließend der gesamte Körper nach einer Ruhezeit. Nach 410 km kam nun am nächsten Tag die Rückfahrt nach Pamplona. Viele Grüße von
Administrator-Antwort:
0
alex schrieb am 22. Juni 2014 um 22:43
[kein Betreff]Ich werde mitte juni von brandenburg havel über magdeburg nach halberstadt auf dem jakobsweg und von dort nach wernigerode auf die via romea nach nordhausen pilgern. Mit im gepäck habe ich markierungssticker des jerusalemway prohekts, das sich zur aufgabe gemacht hat alle wege die nach rom santiago oder jerusalem führen, zu markieren. Für dieweniger gzt bgeschildert en etappen kann man also ab mitte bzw ende Juli den stickern mit dem rot-weiß-rot gestreiften untergrund und der blauen taube/der 'jerusalemway' aufschrift folgen. Utreia! 🙂
Administrator-Antwort:
0
Renate und Jürgen schrieb am 21. Juni 2014 um 10:44
Pilgern ab 60 (7)Es ist gerade einmal 4 Wochen her, als wir den Jakobsweg im April hier in Mont-de-Marsan beendet hatten. Jetzt ging es weiter. Gleich hinter Mont-de-Marsan haben wir Walter, 51J., getroffen. Ein Deutscher, der jetzt in Belgien lebt, hatte sich von Beruf und Ehefrau 3 Monate Auszeit genommen und pilgerte den Jakobsweg von der Haustür bis nach Santiago de Compostela. Bis zur Mittagszeit liefen wir gemeinsam. Als die Temperaturen die 25°C überstiegen, haben wir dann doch eine Pause mehr eingelegt als er, zumal Renates rechtes Knie Probleme machte. In Saint-Server angekommen beeindruckte uns besonders die ehemalige Benediktinerabtei, wo heute, zum Glück für den Erhalt, die Stadtverwaltung untergebracht ist. Am nächsten Tag ging es nach Hagetmau. Das Wetter hatte über Nacht von Wärme auf Regen umgeschaltet. Es war aber ein milder und leichter Regen. Wir kamen gut voran. Kurz vor Hagetmau dann ein kurzer Halt an dem schönen Steinkreuz an Stelle des ehemaligen Pilgerhospitals. In Hagetmau gab es auch ein Wiedersehen mit Walter. Wir saßen lange zusammen in einem kleinen Restaurant. Am nächste Morgen ging es früh los. Denn die geplante und einzige Übernachtungsmöglichkeit für heute in Sault-de-Navailles war geschlossen. Also mussten wir zwei Tagesetappen laufen. Bis Mittag lief es gut. Dann kam die Stunde, als das Gewitter kam. Mit Platzregen schräg von rechts, Blitze, zum Glück etwas weiter entfernt. Nach einer Stunde war alles vorbei und die Luft ganz klar. Oben, am Friedhof bei Sallespisse sahen wir zum ersten Mal in der Ferne die Pyrenäen - welch ein Moment. Schon nach wenigen Kilometern erschienen sie immer größer. Gegen 18:00 Uhr hatten wir Orthes erreicht. Es war doch ein recht langer Tag auf dem Weg. In Orthes ist die Pilgerherberge übrigens in einem schönen, historischen Gebäude untergebracht. Am nächsten Tag hatten wir wieder ein Problem mit der Übernachtung. Unser letzter Wirt hatte uns dann 3 km weiter in Osserain ein Quartier besorgt. Erst einmal aber waren 4 Stunden im Regen zu laufen. Dann ging es so mit dem Wetter und zum Ausgleich wurden die Pyrenäen immer schöner. Im Quartier in Osserain haben wir Jonas getroffen, der auf Inline-Skatern nach Santiago unterwegs war. Saint-Palais war das nächste Ziel. Es war ein schöner Lauftag bei nur 17km. Um 14:00 Uhr waren wir am Kloster. Hier wollten wir zwei Tage bleiben. Geht eigentlich nicht, mit Renates Knie ging es doch. Die Klosterregeln aber sind streng. Um 09:00 Uhr mussten wir raus aus dem Kloster und durften erst ab 14:00 Uhr wieder hinein. Darauf hatten wir auch gewartet, denn es regnete den ganzen Tag. Hinter Saint-Palais befindet sich auf einer Anhöhe die Stele von Gibraltar. Sie steht für das Zusammentreffen der drei Pilgerwege von Le Puy (Via Podiensis), Vézelay (Via Lemovicensis) und Tour (Via Tourensis), die aber erst danach zusammentreffen. Doch einige Kilometer weiter, in Ostabat sieht man schon erheblich mehr Pilger. Es müsste der Ort Gamarthe gewesen sein, wo neben der kleinen Kirche eine rustikale Pilgereinkehr war. Im Vertrauen war Selbstbedienung bei Kaffee, Kaltgetränken, Kuchen und Joghurt angesagt. Die Bezahlung lief ohne Preisliste auch auf Vertrauen. Abgewaschen wurde vom Hauspersonal. Auf dem Trockenklo stand ein großer Behälter mit Hobelspänen und einem Emailbecher zum einstreuen dazu. Es geht auch einfach! Die Pyrenäen liegen nun majestätisch vor uns. Jetzt nur noch den kleinen Ort La Magdeleine durchqueren, dann müsste Saint-Jean-Pied-de-Port zu sehen sein. Dieser Ort wird von vielen Pilgern als Beginn des Camino Francés und damit als Start von „ihrem Pilgerweg“ angesehen. Einen guten Kilometer weiter war es dann soweit. Man durchschreitet das Saint-Jakobs Tor an der Zitadelle und geht auf der Rue de la Zitadelle in den historischen Teil von S.-J.-P.-d.-Port hinein. Hier sieht und riecht es förmlich nach Jakobsweg. Das Straßenbild mit den alten Häusern und der Kirche vor der alten Brücke passen einfach perfekt. Unsere Übernachtung lag auch an dieser Straße. Der Blick nach hinten hinaus ging über die vielleicht 30m davorstehende, aber unter uns liegende alte Stadtmauer in Richtung Pyrenäen. Eine kleine überdachte Terrasse, nach vorn offen, war ein beliebter und notwendiger Treffpunkt der 15 Pilger aus diesem Haus. Ein offenes Waschbecken an der Wand für die kleinen Säuberungen und daneben hinter zwei Holzverschlägen die Dusche und die Toilette für die gesamte Truppe war der Sanitärbereich. Etwas mehr Zeit für diesen Ort wollten wir schon haben. Die Wirtin ließ sich mit Blick auf Renates schmerzendes Knie erweichen. Wir brauchten an diesem zweiten Tag nicht mit den Pilgern zwischen 05:30 und 07:00 Uhr frühstücken. Für uns war 08:00 Uhr angesagt. Leider hatte es wieder den gesamten Tag geregnet. Eine Sache viel uns auf. Es liefen sehr viele Pilger mit neuen Schuhen und sauberen Hosen herum. Das waren die „Neuen“, die ihren Weg hier begannen. Am anderen Morgen wurde es ernst. Wobei an diesem Tag nur eine kurze Anstiegs-Etappe auf dem Programm stand. Nach 06:00 Uhr standen erst einmal die Pilger aus dem „10er-Zimmer“ zum Gruppen-Zähneputzen am Waschbecken. In voller Kleidung; eine kleine Asiatin hatte sogar schon ihren Regenponcho an und die Kapuze über dem Kopf, obwohl erst für den nächsten Tag Regen angekündigt war - welch eine Aufregung. Wir „mussten“ dann um 07:00 Uhr zum Frühstück. Die Pilgertruppe aus dem 10-Personenzimmer war schon fertig, so dass wir Platz am Tisch hatten. Dann ging es los (wo wir doch eigentlich Zeit hatten). Nur 200 Höhenmeter waren zu überwinden, also standen wir trotz längerer Pause unterwegs schon gegen Mittag an der Unterkunft in Valcarlos, welches schon in Spanien liegt. Damit hatten wir das nächste Problem. Über dieses Zimmer, schon in Magdeburg gebucht, weil rar, hieß es in der Reservierung, dass erst um 17:30 Uhr jemand kommt. Das Haus lag etwa 5 m vom Fußweg zurück. Die Zimmer im Erdgeschoss hatten Zugang von Außen. Nach der vergeblichen Suche nach einer Person, die uns vielleicht weiter helfen könnte, haben wir an einer dieser Türen einen eingesteckten Schlüssel mit einem kleinen Anhänger und verwischter Kreideaufschrift „ Jürgen 2 pax“ gesehen. Sollte dies für uns sein? Erst einmal hinein und die Rücksäcke abgestellt. Entschuldigen könnten wir uns später immer noch … . Es war für uns!!! So unkompliziert kann man es machen. Der nächste Morgen: Der Blick auf die Straße beim Frühstück sah, dass es trocken war - schön. Eine halbe Stunde später - die Straße war nass, es regnete - Sch... . Das fing gut an. Was dann folgte, waren 6 Stunden im Regen laufen, um die 16 km und den Höhenunterschied von 750m zu schaffen. War es am Anfang noch leichter Regen, schüttete es oben wie aus Eimern. „Oben“ ist der Ibañeta-Pass auf 1057m. Dann lag Roncesvalles vor uns. Es ist nur eine kleine Häuseransammlung, die von der mächtigen Augustinerabtei und den Pilgerunterkünften dominiert wird. Vor dem Erhalt des Pilgerstempels musste das „wer“ und „woher“ ausgefüllt werden. Abends bei der Pilgermesse, die sehr schön war, wurden dann auch ca. 20 Länder aufgezählt, die heute mit Pilgern vertreten waren. Gefühlt geht der Camino Francés für uns jetzt richtig los. Beim Losgehen erinnert ein Schild mit der Aufschrift „SANTIAGO DE COMPOSTELA 790“ an die nun vor uns liegende Strecke. Der Jakobsweg verläuft auf einem eigenen Weg durch Wälder und Weideland. Mal ist er gut zu laufen, mal durch Matsch, zwischendurch die Orte. Obwohl vom Höhenunterschied eigentlich bergab, hatten wir immer wieder Anstiege zu bewältigen. Noch etwas Neues kam jetzt hinzu. Hatten wir bisher feste Planungen für die Tagesetappen und schon zu Hause eine Vorstellung oder sogar feste Reservierungen für die Übernachtungen, so werden wir uns jetzt mehr vom Verlauf des Weges und der Übernachtungsmöglichkeiten leiten lassen. In Biskaretta-Gerendiain war es eine Pension, die mit „Englisch“, „Deutsch“, und „Französisch“ wirbt. Und so waren wir mit 2 Frauen aus den USA, einem Paar aus der Schweiz und einem aus den Niederlanden am Tisch. Gesprochen wurde hier Englisch und Deutsch, so dass alle einbezogen waren. Weiter ging es auf und ab. Gerade hier war viel Schotter und Geröll. Man musste sehr auf den Weg achten. Renate war „begeistert“. Dazwischen auch immer schön zu laufender gerader Weg. In Zubiri, mit der mittelalterlichen, schönen Puente de la Rabia, wurde Rast gemacht. Während wir vor Saint-Jean-Pied-de-Port nur wenige Pilger unterwegs getroffen hatten, riss es hier nun nicht mehr ab. Man wird in den verschiedensten Sprachen angesprochen und gegrüßt, einmal sogar in Russisch, meist jedoch mit „bon camino“. Gleich hinter Larrasoaña liegt der kleine Ort Akeretta mit einem kleinen Hotel, welches als Geheimtipp gilt. Sehr liebevoll eingerichtet, hatte es aber seinen Preis. Heute war Pamplona als letzte Tagesetappe unser Ziel. Eine Weile geht es auf einem schmalen Weg am Fluß entlang. Dann kommt hinter Irotz, nach einem Rastplatz, ein steiler Anstieg, der teilweise als Treppe ausgebaut werden musste. Entschädigt wird dies mit dem wundervollen Ausblick von hier oben. Heute war aber auch schon das zweite Gedenkkreuz für Pilger, die ihren irdischen Weg hier beenden mussten. Vor Pamplona liefen wir über die mittelalterliche Brücke von Trinidat de Arre. Gleich dahinter der Konvent der Hermanos Maristas, welcher immer noch eine Pilgerherberge betreibt. Die Bebauung geht fast übergangslos in das Häusermeer von Pamplona über. Beinah direkt an unserem Weg liegt die Casa Paderborn, eine Pilgerherberge, die vom Freundeskreis der Jakobspilger Paderborn geführt wird. Zwar war unsere Übernachtung nicht hier geplant, aber da wir einen Stempel von Paderborn in unseren Credencials haben, haben wir uns hier den Stempel für Pamplona geholt. Mit dem Besuch der Kathedrale in der Altstadt endete dann der Jakobsweg auf dieser Etappe. Es war dieses Mal eine kurze Etappe. Die Ehrfurcht vor der Überquerung der Pyrenäen (die aber unbegründet war) und die Voraussetzung einer Bahnstation hatten Pamplona als Ende ausgewählt. Jetzt sind wir insgesamt 2.335 km unterwegs. Viele Grüße von
Administrator-Antwort:
0
Renate und Jürgen schrieb am 3. Mai 2014 um 13:05
Pilgern ab 60 (6)Es war schon spät am 30. März 2014, als wir in unserer Unterkunft in La Coquille ankamen. Wir hatten aber am Tag zuvor anrufen lassen. Liz und Paul warteten am Kamin auf uns. Obwohl nicht eingeplant, bekamen wir noch ein leckeres Abendessen. Das tat gut, weil tagsüber keine Gelegenheit zur Einkehr war. Am nächsten Morgen waren wir dann wieder auf dem Jakobsweg. Anfangs gut zu laufen, fanden wir uns bald auf einem Waldweg wieder, der den letzten Regen noch nicht verdaut hatte. Zum Glück wurde es nach 1,5 km besser. Der Tag hatte allerdings noch ein anders Problem. Die von La Coquille angerufenen Unterkünfte für heute hatten sich nicht zurückgemeldet. In Frankreich sollte man grundsätzlich 24 Stunden vorher ein Quartier vereinbart haben. Also hatten wir keine Übernachtung für heute. Das office du tourisme in Thiviers half weiter, so dass wir „nicht unter´m Baum schlafen mussten“, wie wir selbst immer mal wieder aus Spaß sagen. Heute fiel uns der Unterschied beim Wetter zum letzten April so richtig auf. Hatten wir vorigen Jahr tagsüber nur Temperaturen unter 5°C, so waren es jetzt um 20°C und trocken. Wir kamen durch eine schöne Landschaft und gut voran. Mitten auf einem grünen Feld stand ein kleiner runder Steinbau mit steinernem Dach. Die Neugierde war erwacht, also hin. Es war ein alter Brunnen. Ob man den hier bei uns stehen gelassen hätte? Ein Stück weiter gab es eine schlechte Überraschung. Aus einem offen Gatter kamen drei Hunde bellend auf uns zu gerannt. Wir waren auf einem öffentliche Weg! Die beiden kleineren gaben dem großen den Vorrang, der laut knurrend sofort gegen Jürgen vorging. In einer Reflexreaktion bekam er von Jürgen von unten einen Schlag mit dem Pilgerstab gegen den Hals. Das machte ihm wohl klar, dass wir uns wehren würden. Auf mehr hat er es dann auch nicht ankommen lassen. Dies war das erste Mal nach über 1800 km, dass wir den Pilgerstab zur Abwehr einsetzen mussten. Am dritten Tag hatten wir Périgueux erreicht. 24 km und Sonne hatten doch geschlaucht. Wir sind hier in der Region Aquitaine, ich glaube, wir hatten es schon einmal erwähnt. Juliet und Jean-Louis, die uns empfingen, waren im vorgerückten Alter. Sie, als ehemalige Lehrerin sehr wissbegierig, wollte viel über den Weg und auch unsere Heimat wissen. Er ist Musikliebhaber, sitzt oft in seinem Ohrensessel und genießt klassische Musik. Am Abend fing es an zu regnen. Für Périgueux muss man ein paar Stunden Zeit einplanen. Die Altstadt mit ihren schmalen Gassen und die „Cathédrale Saint-Front“ sollte man gesehen haben. Ein Stück weiter die „Église Saint-Etienne“ mit ihren Kuppeln erinnern genau so wie die Kathedrale an byzantinische Architektur. Der zweite Tag in Périgueux hatte nur einen kleinen Schönheitsfehler. Es regnete immer noch. Am nächsten Tag war Razac sur L Ísle das Ziel. Wir gingen los und es regnete weiterhin. Aber nicht mehr lange. Der Weg verlief schön am Fluss Isle entlang. Madame Brockk in Razac sur l Ísle hat auf dem Grundstück ein Gartenhäuschen. Nett eingerichtet, mit allem was man so braucht. Sie selbst sprach Englisch und etwas Deutsch, so konnte man gut miteinander erzählen. Ab jetzt wurde das Wetter immer besser. Meistens Sonnenschein und das Thermometer kletterte gen 20°C. Nach Douzillac waren es 22 km. Im Ort holte uns Roger mit seinem Pkw ab. Er und seine Frau Christine haben sich vor Jahren hier ein Haus gekauft und verbringen ¾ des Jahres in Frankreich und den Rest im Winter in ihrer Heimat England. Beide ehemals Lehrer, also sehr wissbegierig, hatten zum Abend französische Freunde und uns eingeladen. Es war sehr interessant für uns. Roger hatte uns am nächsten Morgen ein englisches Frühstück bereitet, was heißt, dass wir mal richtig was im Bauch hatten. Wir erinnern uns? In Frankreich gibt es sonst morgens meistens nur Baguette, Croissant, Butter und Marmelade. Auf kleinen Wegen haben wir dann Mussidan rechts liegen gelassen und sind die 23 km bei sonnigem Wetter durch wechselnde Landschaft gelaufen. Leider wieder kaum eine Möglichkeit unterwegs zum Sitzen, außer man nimmt den Erdboden. Dann nach ¾ der Strecke, 30 m abseits, an einer kleinen mit einem Steinhäuschen eingefassten Quelle und ein paar Krebsen drin, ein netter Platz mit Tisch und Bank. Schön, aber leider selten. Unser Übernachtungsort La Gratade war nur eine kleine Ansammlung von Häusern mit eben diesem „Accueil Pelerins“ Gite. Am Haus kam zufällig die ca. 20jährige Tochter zeitgleich an und rief ins Haus: „Saint Jacques vient“ Sollte Jürgen wirklich schon wie der Heilige Jakobus aussehen? Am nächsten Tag, 10km hinter La Gratade, hielt ein französischen Ehepaar im PKW an, welche Übernachtungsgäste suchten, die nicht gekommen waren. So etwas sollte man tunlichst nicht machen. Denn immerhin bereiten die Gastfamilien nicht nur das Zimmer vor, sondern kaufen auch extra zum Abendessen und Frühstück ein. Das Wetter war ähnlich wie gestern, es ging zügig voran und gegen 14:15 Uhr war Sainte-Foy-la-Grande erreicht. Im Hundertjährigen Krieg, also zur Zeit von Jeanne d´Arc erbaut, gibt der alte Stadtkern noch heute das Bild einer Bastide (Wehrsiedlung ) wieder. Schön an der Dordogne gelegen, haben wir hier am nächsten Tag auch Waschtag gehabt und die Seele baumeln lassen, denn am Tag darauf waren 26 km angesagt. Das Wetter mit Sonne und Mittagstemperaturen noch unter 20°C hielt an. Wir liefen jetzt durch das große Anbaugebiet der Bordeaux-Weine. So wurde es dann auch 15:45 Uhr, als wir an dem sehr schönen Chambre d`hotes „Manoir de James“, in der Nähe von Saint Ferme ankamen. Der Hausherr bot an, uns in den kleinen Ort Saint Ferme zu fahren und war dann auch gleich unser Führer im Gebäude der ehemaligen Abtei und der ehemaligen Klosterkirche der Benediktiner. La Reole war das nächste Ziel. Nach 10 km haben wir eine Gedenkminute eingelegt. Etwa hier waren wir seit Magdeburg 2000 km gelaufen. Weiter, vor Roquebrune sah man von weitem eine interessante Kirche auf einer Anhöhe im Ort. Außerdem gab es einen guten Sitzplatz, um Rast zu machen. Auch drinnen wieder die hochverehrte Jeanne d´Arc als Statue. Wir konnten dem Angestellten, der uns die Tür geöffnet hatte, erzählen, dass wir auch schon am Geburtsort von ihr waren (und später, auf der Rückfahrt, auch am Hinrichtungsort). In La Réole haben wir Anny und Klaus getroffen, zwei Pilger aus Luxemburg. Sie hatten diese Etappe in Thiviers begonnen, also eine Tagesetappe nach unserem Start und wollten genau wie wir, bis nach Mont-de-Marsan laufen. La Reole liegt an der Garonne und war im Mittelalter mit seinem Benediktinerkloster ein wichtiger Ort für die Pilger. Am nächsten Tag mussten wir Bazas erreichen. 25 km lagen vor uns. So wurde es auch Nachmittag. Bazas hat einen schönen alten Stadtkern und wieder eine beeindruckende Kathedrale, mit dem Schutzpatron „ Johannes dem Täufer“. Auch Bazas war früher eine wichtige Pilgerstation nach Santiago de Compostela. Unsere Unterkunft, etwas außerhalb gelegen, war dieses Mal schwer zu finden. Wir haben erst einmal etliche Gehöfte abgefragt. Während Jürgen zu einer Kita lief, gingen bei Renate zwei Kinder vorbei, welche Renate anstrahlten und ansprachen. Die liefen nach Haus und berichteten, dass da unten zwei Deutsche seien. Es waren Kinder von dem gesuchten Chambre. Nun eilte die Mutter einen Wiesenweg durch Buschwerk vom Berg herunter und nahm uns in Empfang. Nach einem Ruhetag ging es Richtung Captieux weiter. Bald kommt ein schöner Wanderweg auf einer ehemaligen Bahntrasse, der geradewegs in „Les Landes“ hineinführt. Hier sollte man guten Mückenschutz bei sich haben und langärmelig und langbeinig angezogen sein. Es ist eine ausgedehnte ehemalige Heidelandschaft, die nach Regen auch heute noch teilweise tagelang unter Wasser steht. Schon jetzt, im April, waren die kleinen Blutsauger aktiv. Auch am nächsten Tag ging es auf dem ehemaligen Bahndamm und dann über Wald- und Nebenwege weiter bis zum kleinen Örtchen Bourriot-Bregonce. Hier, im Chambre, hatten uns Anny und Klaus eine Nachricht hinterlassen. Zum Schluss hatten wir uns ein paar kürzere Tagesetappen gegönnt. Nächstes Ziel war Roquefort, welche aber nicht mit der bekannten Käse-Stadt identisch ist. Dorthin, nach vielleicht 5 km kommt man durch Retjons. Dort steht die denkwürdige Stele, die anzeigt, dass es bis nach Santiago de Compostela noch 1000 km weit ist. Roquefort ist ein kleines sauberes und verträumtes Städtchen mit einigen historischen Gebäuden. Herausragend ist die „Église Notre-Dame“ aus dem 12. Jh., die aber zur Zeit innen restauriert wird. Gleich links daneben eine kleine Kapelle, die dem heiligen Jakobus geweiht wurde, natürlich mit einer Jakobusstatue. Nun lagen noch zwei Tagesetappen vor uns; nach Gailleres und dann Mont-de-Marsan. Vorher aber kamen wir durch den kleinen Ort Bostons. Eine kleine, aber beeindruckende Kirche grüßt schon von weitem. In der Mitte des Gebäudes ein wehrhafter romanischer Turm. Im Inneren an der Westseite des Raumes eine interessante Rundbogenwand im romanischen Stiel. Wirklich schön war ein kleiner Nebenraum, den man vom Vorraum der Kirche aus betreten kann und der für Pilger eingerichtet ist. Es ist ein Herd, ein Kamin, Waschgelegenheit, Utensilien zur Essenszubereitung und ein Sofa zur Übernachtung drin. Alles ordentlich und sauber. Hier gibt es Mitmenschen, denen die Pilger besonders am Herzen liegen. Im Pilgerbuch hatten wir gelesen, dass Anny und Klaus auch hier waren. Die letzten Kilometer führt der Jakobsweg wieder über einen gut ausgebauten alten Bahndamm. Dann war Mont-de-Marsan erreicht und hinter uns liegen nun insgesamt 2122 km. Viele Grüße von
Administrator-Antwort:
0
Mats Meier schrieb am 22. März 2014 um 12:54
Kartenmaterial Jerichow - MagdeburgHallo zusammen, letztes Jahr waren wir von Halberstadt nach Helfta unterwegs. Dabei mussten wir leider feststellen, dass die Beschilderung an vielen Stellen entweder gar nicht vorhanden oder nur entgegen der eigentlichen Wander-Richtung Santiago zu sehen ist. Das führte zu einigem Umherirren und letztendlich dazu, dass wir den Weg verließen und uns nur noch nach der Wanderkarte richteten. Da wir für unsere diesjährige Tour den Weg von Jerichopw bis Magdeburg vorgesehen haben, der laut der Beschreibung im Buch zum Teil völlig zugewachsen ist, suche ich nach einer Karte, nach der wir uns orientieren können. Kennt jemand den Weg und kann Tipps geben? Im Voraus besten Dank.
Administrator-Antwort:
0